„Schützenhallen im Wandel der Zeit“ von Ulrich Koch (veröffentlicht im Jahrbuch zum 150jährigen Bestehen der Plettenberger Schützengesellschaft)
1. Die Zeit der Schützen im Zelt
Nachdem 60 Plettenberger Bürger am 10. Juli 1836 die Schützengesellschaft ins Leben gerufen hatten, wurde nach Genehmigung der Statuten und Satzungen durch den Landesdirektor von Holtzbrinck aus Altena und den hiesigen Bürgermeister Aubel das erste Schützenfest am 21. und 22. August 1836 gefeiert.
Die Schützenfeste, die in der ersten Zeit alle zwei Jahre stattfanden, wurden in Zelten gefeiert. Das zu ihrer Errichtung benötigte Holz, die Balken, Bretter und Dielen wurden vom Verein angeschafft. Der Auf- und Abbau sowie die Verspannung der Tücher aus Leinen wurden an Unternehmen weitergegeben. Schon im Jahre 1844 waren die Pfosten und Dielen des 1. Zeltes morsch, und immer häufiger wurde der Wunsch nach einem feststehenden Zelt auf dem Schützenplatz geäußert. Ein neues Schützenzelt sollte 1.200 Taler kosten. Spendenlisten, auf denen monatliche Raten eingezahlt werden sollten, wurden eingerichtet. Auch verpflichteten sich mehrere Bürger zur freiwilligen Mitarbeit beim Neuaufbau. Jedoch waren die Geldeingänge so niedrig, dass an einen Neukauf noch nicht gedacht werden konnte.
Im Jahre 1854 war man mit den durchgeführten Vorstandswahlen nicht einverstanden. Der Bürgermeister, der zum Hauptmann vorgeschlagen wurde, nahm die Wahl nicht an. Es kam zu Unruhen und anonymen Protestschreiben; der alte Vorstand trat zurück. Unannehmlichkeiten sagten sich an. Am 10. Juni 1854 wurden die Vorstandsmitglieder zur Sitzung des Magistrats eingeladen, in der ihnen vom Bürgermeister eröffnet wurde: „dass die Feier des Festes bis auf weiteres auszusetzen sei, au??erdem habe sich der Vorstand aller und jeder Disposition über den Wieden, der ein der Stadtgemeinde zugehörender öffentlicher Platz sei, zu enthalten und das bereits aufgebaute Zelt sei wieder zu entfernen“.
„Der Vorstand legte Widerspruch ein und erklärte, dass die Vorbereitungen zum bevorstehenden Fest sehr fortgeschritten seien und erhebliche Kosten bereits entstanden wären und außerdem der Wieden seit 1836 als Schützenfestplatz benutzt werde. Als dann am 12. Juni der Bürgermeister verlangte, dass das Zelt innerhalb von 30 Stunden abzubrechen sei, kam es zu einer notariellen Klage mit den inhaltlichen Schwerpunkten, die angedrohten Gewaltmaßnahmen seien rechtswidrig und unerlaubt und es sei nicht ausgeschlossen, dass bei ihrer Anwendung es leicht zu Tumulten kommen könne.“
Am 15. Juni lenkte Bürgerrmeister von Schachtmeyer ein, und das Fest konnte am 22. und 23. Juni gefeiert werden, jedoch musste ab sofort eine jährliche Erinnerungsgebühr an die Stadt gezahlt werden.
Der Gedanke, endlich ein feststehendes Schützenzelt zu erwerben, loderte am 06. Juni 1865 wieder auf. Eine Aktiengesellschaft wurde gegründet. Das Aktienkapital wurde auf 3.000 Taler festgesetzt; die Einzelaktie sollte 5 Taler betragen. Es wurden nur 273 Aktien verkauft, und wieder musste das Vorhaben zurückgestellt werden.
Seit 1871 mit der Münzgesetzgebung im neuen Kaiserreich war auch in der Schützengesellschaft eine neue Zeit angebrochen. Unsere Bevölkerung wurde lebenshungriger, verdiente mehr Geld und wusste, Feste zu feiern. Der wirtschaftliche Aufschwung und Hochkonjunktur in der Folgezeit waren ausschlaggebend für die nächsten Jahre.
2. Die Zeit der ersten Schützenhalle
Die schlechten Erfahrungen, die die Gesellschaft mit dem Augfund Abbau der Zelte gemacht hatte, waren ausschlaggebend für den Beschluss, in der Generalversammlung am 09. Mai 1880 unter dem Vorsitzenden Carl Meuser eine massive Schützenhalle zu errichten. Eine Baukommission wurde aus den Vorstandsmitgliedern, dem Bürgermeister Posthausen und sachkundigen Schützen gebildet. Man war sich darüber einig, dass diese Halle nicht nur dem Schützenwesen, sondern städtischen und kirchlichen Veranstaltungen sowie allen heimischen Vereinen zur Verfügung gestellt werden sollte.
Im gleichen Jahr wurde auf der Gewerbeausstellung in Düsseldorf von der Eisenbahnwagen und Maschinenfabrik van der Zypen und Charlier zu Deutz ein Pavillon für Eisenbahnwagen erworben.
Schützenhalle von 1880-1918
Diese Waggonhalle wurde von W. Seißenschmidt vermittelt und fand die Zustimmung aller Mitglieder der Baukommission. In 15 Doppelwaggons wurde die Halle von Düsseldorf nach Plettenberg in der Zeit vom 03. November bis 09, Dezember 1880 transportiert und anschließend von dem Zimmermann Eduard Panne auf dem Wieden aufgeschlagen. Der Kaufpreis der Halle betrug 10.000,- Mark; für Transport und Wiederaufbaukosten mussten weitere 12.016,- Mark aufgebracht werden. Die gesamten Investitionen beliefen sich auf 22.016,- Mark, die durch Ausgabe von Schuldscheinen aufgebracht wurden.
Aus Dankbarkeit, Stolz und Vereinszugehörigkeit stifteten spontan mehrere Mitglieder eine Kaiserbüste, sechs oder achtarmige Kronleuchter und die Bestuhlung zur Ausstattung der Halle. Am 19. Juni 1881 wurde die Schützenhalle in Verbindung mit dem Schützenfest feierlich eingeweiht. Man kann diese Freude nicht besser ausdrücken als jener Berichterstatter in der Essener Zeitung vom 23. Juni 1881.
Im Festschmuck prangte der Ort. Frische grüne, buntblumige Gebinde spannten sich über die Straßen, auch über die entlegeneren, von Haus zu Haus. Stattliche Tannenbäume, deren frische Jahrestriebe im zarten Saftgrün die Spitze der dunklen Zweige säumten, bildeten an den Reihen der Häuser und den Stufen der Treppen Spalier; das Rot der Reichsfarben mischte sich harmonisch dazwischen, und auf der Höhe des Hestenberges verkündete das flatternde Panier des geeinten Vaterlandes wie immer den Bürgern der Stadt, der Umgebung und dem Reisenden, der das Sauerland etwa durchfuhr, dass Plettenberg einen festlichen Tag zu begehen sich anschickte. Die neu erbaute Halle, sie steht am Ufer des rauschenden Oesterbaches, ein rechteckförmiger, dreischiffiger Raum für mehr als 1.000 Menschen. Grünes Laubwerk war auch hier reichlich verwendet. Fahnen und Fähnchen desgleichen, und vor allem sinnig geschmückt war die Büste unseres Kaisers auf der Empore für die Notablen der Stadt und der Schützengilde. „Einigkeit macht stark“, die Buchstaben aus Blattwerk gebildet, grü??te beim ersten Eintritt an der hinteren Wand die Festgäste inmitten der weiten Räume dieser Halle, die ein ehrendes Zeugnis von Gemeinsinn und Tatkraft für jedermann in Düsseldorf war und in Plettenberg bleiben wird.
Damit hatte die Schützengesellschaft eine Festhalle geschaffen, die nicht nur Mittelpunkt der Stadt Plettenberg, sondern auch der näheren Umgebung im Sauerland wurde. Schon bald verfügte der schöne Festraum über 400 Stühle, 40 Bänke und 50 Tische. Eine elektrische Lichtanlage der Lenne-Elektrizitäts-Werke folgte. Landwehr-, Turn- und Brüdervereine aus der Landgemeinde Plettenberg feierten rauschende Feste und fühlten sieh wohl. Ein großes Ereignis war die 400 Jahr-Feier des Geburtstages von Martin Luther im November 1883. Das 50jährige Bestehender Plettenberger Schützengesellschaft wurde 1886 bescheiden und ohne große Aufmachung gefeiert. Am 08. September 1885 beging die Freiwillige Feuerwehr ihr 10. Stiftungsfest, und am 20. und 21. Juni 1896 kam der Sauerländische Gebirgsverein mit dem großen SGV-Gebirgsfest in die Schützenhalle, und es wurde ein Fest der Begeisterung für alle heimischen Naturfreunde. Vor allem aber feierte die Bürgerschaft in ihr und auf dem großen Festplatz Wieden mit seinen schattigen Bäumen ihr Schützenfest.
Zwischenzeitlich wurden An- und Erweiterungsbauten für eine Küche und Garderobe sowie außenliegende Toilettenanlagen geschaffen.
In der Generalversammlung am 22. April 1900 wurden wichtige Beschlüsse verabschiedet, die die Gesellschaft maßgeblich veränderten. Der bisherige Festrhythmus von zwei Jahren wurde auf gegeben, ab sofort wurde statt montags und dienstags jährlich das Schützenfest sonntags und montags gefeiert. Auch wurde die Vermietung und Bewirtung der Halle neu geregelt.
Ausschnitte aus einer früheren Festschrift:
„Der Wirt hat auf seine Kosten für eine gute elektrische Beleuchtung der Halle und des Vorplatzes Sorge zu tragen. Die Halle mit Inventar ist ihm 14 Tage vor bis 8 Tage nach dem Fest zur Verfügung zu stellen und muss vor und nach dem Fest gereinigt werden – auf seine Kosten. Der Restaurateur hat der Musik freie Station zu gewähren und jedem Musiker am ersten Festtag 10 und am zweiten 15 Tulpen Bier gratis zu verabreichen. Er hat für tadellose Speisen und Getränke zu sorgen und die Preise derselben durch Anschlag bekannt zugeben. Der zu liefernde Wein wird 4 Wochen vor dem Fest vom Vorstand in der Weise geprobt, dass der Wirt von jeder Sorte 2 Flaschen zur Verfügung stellt. Von dem ausgewählten Wein wird eine Flasche in Verwahrung genommen. Der Wirt hat den Lieferanten zu bezeichnen und durch Frachtbriefe zu beweisen, dass er auch von diesem den Wein bezieht. Zwei Tage vor dem Fest wird eine Gegenprobe angestellt. Ergibt sich hierbei, dass der gelieferte Wein mit der Probe nicht übereinstimmt, so wird auf Kosten des Restaurateurs guter Wein, beschafft. Das Bier muss der Restaurateur von der Krombacher Brauerei, von Thier & Co. oder der Aktienbrauerei Dortmund beziehen und die Brauerei, von welcher er bezieht, 8 Tage vor dem Fest bekannt geben. Das Bier ist in Tulpengläsern zu 10 Pf. zu verabreichen. Für belegte Schnittchen sind höchstens 20 Pf., für warme Frühstücks höchstens 50 Pf. und für die ganze Flasche Mineralwasser höchstens 40 Pf. zu nehmen. Auf Verlangen hat der Unternehmer bei Übergabe der Halle eine Kaution von 300,- Mark zu leisten. Die Hallenmiete hat der Wirt am Abend des zweiten Festtages – im Jahre 1902 885,- Mark zu entrichten. “
Die Anmietung der Halle wurde immer beliebter, und immer größere Veranstaltungen wurden abgehalten. Die bisherigen Ausrichter kamen immer wieder, neue kamen hinzu. In den Jahren 1903 bis 1907 fand ein großes Gauturnfest statt; die Plettenberger Männergesangvereine traten zum Wettstreit an, und der Geflügel und Tierschutzverein führte eine Rasseschau durch. Auf der anderen Seite wurden die Unterhaltung und Instandsetzung der Halle immer kostspieliger. Ein neuer Innenanstrich wurde erforderlich. Keller und Büfettbereiche erhielten Betonfußböden, neue Bierleitungen mit Kühlbassin und Zapfstellen wurden angelegt, die Bestuhlung teilweise erneuert – der Gedanke an den Bau einer neuen Halle reifte.
Das Jahr 1911 – 75jähriges Bestehen der Plettenberger Schützengesellschaft – war da. Es wurde ein gut organisiertes Fest mit einem grandiosen Feuerwerk, wie es die Bevölkerung noch nicht gesehen hatte.
Die Mitgliedschaft in der Gesellschaft wurde immer größer, und die gestellten Ansprüche und Erwartungen konnte die bisherige Halle nicht mehr erfüllen – ein Neubau stand im Vordergrund. Unter dem Vorsitzenden D. Wirth wurde eine diesbezügliche Eingabe am 06. April 1911 gemacht mit folgender Erwiderung des Magistrats i. B. von Klitzing am 10. Mai 1911: „Auf den Antrag vom 06. April d. J. betreffend Überlassung des städtischen Wiedens zur Errichtung einer massiven Schützenhalle gereicht Ihnen zum Bescheid, dass wir uns bei allem Interesse, welches wir der Schützengesellschaft entgegenbringen, doch nicht entschlie??en können, uns des Verfügungsrechts über den städtischen Wieden, des einzigen größeren städtischen Platzes, zu begeben. Es dürfte auch wohl im Interesse der Schützengesellschaft liegen, einen außerhalb der Stadt liegenden Bauplatz zu erwerben, da die Polizei das Vogelschie??en im Wieden bei der zunehmenden Bebauung der Umgebung des Wiedens kaum weiter wird gestatten können. Der Ausbau der Königstraße steht unmittelbar bevor, so dass das Schießen nach dieser Seite hin überhaupt aufhören muss, da auch durch Herstellung von Kugelfängern und dergl. Anlagen keine genügende Sicherheit der Anwohner geboten werden kann. Ebenso verhält es sich mit dem südlich und südöstlich vom Wieden gelegenen Baugelände, das in kürzester Zeit bebaut werden wird.“
Damit wurden die Illusionen des Vorstandes zerstört; ein neuer Hallenbau musste zurückgestellt werden. Zwischenlösungen wurden gesucht, Entwürfe gefertigt, Kostenanschläge eingeholt – Renovierungen sollten vorgenommen werden. Zur Ausführung ist es nie gekommen. Der 1. Weltkrieg stand vor der Tür. In der Folgezeit fand kein Schützenfest in Plettenberg statt. Durch die Kriegswirren kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen. In dieser Zeit wurde die Halle der Bevölkerung zur Lagerung von Kartoffeln und Lebensmitteln kostenlos übergeben.
Am 29. März 1917 wurde ein Teil der Schützenhalle, den das städtische Lebensmittelamt erübrigen konnte, an die hiesige Firma D. W. Schulte abgegeben, um Einzelteile für Munitions- und Proviantwagen zu erstellen. So wurde nun aus einer Halle, die bisher Frohsinn, Tradition und Vereinsleben gefördert hatte, eine Werkshalle für Kriegsmaterial.
Durch Umstände, die nicht bekannt sind, wurde die Halle am 11. Februar 1918 vollständig zerstört, sie brannte bis auf die Grundmauern ab. Die Feuerversicherung zahlte 65.760,- Mark; an einen sofortigen Neubau konnte nicht gedacht werden. Eine unruhige Zeit brach an. Am 11. August 1919 trat die Weimarer Verfassung in Kraft. Das Jahr 1923 wurde zum Krisenjahr. Die hohen Reparationszahlungen an die Alliierten führten zur Inflation. Das angesparte Bankkapital von 75.000,- Mark fiel der Inflation zum Opfer.
In den Nachkriegsjahren wurden die Schützenfeste wieder in Zelten gefeiert wie damals, weil die vorhandenen Säle in der Stadt zu klein waren. Die im Wieden noch stehende Bretterhalle der Firma Max Schulte aus der Zeit nach dem Kriege wurde der Gesellschaft übergeben, die noch bestehende Küche, der Keller und die Toiletten wurden von Mitgliedern für „6.000,- Papiermark“ notdürftig repariert.
Die Zeit der 2. Schützenhalle
Im Frühjahr 1924 schien es so, als ob der Traum der Schützengesellschaft zur Errichtung einer neuen Halle in Erfüllung gehen sollte. Die Vertreter der städtischen Gremien erteilten einstimmig die Genehmigung zum Bau einer neuen Halle in der östlichen Spitze des Wiedens. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, eine Festhalle zu entwerfen, die für städtische, kulturelle und vereinsinterne Veranstaltungen geeignet war. Der Sieger hat zwar seinen Preis erhalten, doch wurde die Halle nach seinen Vorstellungen nie gebaut, die finanzielle Lage des Vereins, auch die wirtschaftliche Lage der Nation erlaubten einen sofortigen Neubau nicht. Wie besessen wurde in der folgenden Zeit nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Endlich, als der Plettenberger Ehrenbürger Fritz Heßmer aus Jersey City in den Vereinigten Staaten ein Baukapital in Höhe von 67.200 Mark leihweise zur Verfügung stellte, wuchs die Neubauhoffnung. Dieses Geld stand zwar als Darlehensforderung von 11. 000 Dollar bei einem hiesigen Unternehmer zur Verfügung, war aber nicht sofort flüssig. Monatelange Verhandlungen waren erforderlich, bis das Geld abgerufen werden konnte. Herr Fritz Heßmer erhöhte das Darlehen auf 75.000 Mark, und für eine Wohnung in der Halle, die für den Hallenwart bestimmt war, stellte die Stadt 5.000 Mark als „Hauszinssteuerhypothek“ zur Verfügung.
In einer Vorstandssitzung, am 08. Oktober 1927 wurde folgende Schuld- und Pfandverschreibung unterzeichnet:
„Von dem Fabrikbesitzer Fritz Heßmer in Jersey City, USA, hat die Plettenberger Schützengesellschaft e.V. ein bares Darlehen von 75.000 Goldmark erhalten. Als Vorstandsmitglieder der Schuldnerin erkennen wir die Richtigkeit dieser Darlehensforderung hiermit an und verpflichten die Schuldnerin, das Darlehn vom 01. 10. 1927 ab mit 6 % jährlich in halbjährlichen, am 01. Januar und 0l. Juli fälligen Zinsraten zu verzinsen, das Kapital selbst aber nach einer beiden Teilen jederzeit freistehenden sechsmonatlichen Kündigung bar zurückzuzahlen. Seitens des Gläubigers ist die Hypothek frühestens am 01. Oktober 1937 zu kündigen. Die Kapital- und Zinszahlungen sind porto und kostenfrei am jeweiligen Wohnort des Gläubigers zu leisten. Für diese Darlehensforderung nebst Zinsen bestellen wir hiermit zu Gunsten des oben genannten Gläubigers eine Hypothek in dem auf Plettenberg Flur 9 Nr. 3112/438 uns zustehenden Erbbaurecht und bewilligen und beantragen die Eintragung dieser Hypothek in das Grundbuch.“
Herr Heßmer verzichtete in den späteren Jahren auf den größten Teil seiner Zinsforderung. Die vorausgegangene Genehmigung der Stadt Plettenberg vom 01.10.1926 zum Erwerb des Grundstücks auf Erbbaurecht mit eingetragenem Wegerecht lag vor.
Der Entwurf für die Schützenhalle, der an die alte Schützenhalle erinnerte, stammte von der Fa. Brüninghaus und Hellmuth aus Iserlohn. Die Halle hatte die Abmessung von 30 m x 33 m und 11 m Höhe, außerdem eine Bühne von 12 x 6,15 m, eine Empore über dem Eingang für die Musiker, eine große Küche und einen Keller für den Wirt, Toiletten-, Kassen und Garderobenräume, eine 4-Zimmer-Wohnung für den Hallenwirt sowie einen Balkon für Festreden und Musikveranstaltungen.
Der Kostenvoranschlag belief sich auf 78.500 Mark.
Am 21. März 1927 wurden in Gegenwart des Bürgermeisters Dr. Schneider, des Stadtbaumeisters Schmidt, des gesamten Vorstands, des Architekten Brüninghaus und zahlreicher Bürger die Winkel für den Neubau geschlagen und vom Bürgermeister der erste Spatenstich getan.
Neubau der Schützenhalle
Die Erd- und Maurerarbeiten wurden zum Preis von 23.183 Mark der heimischen Firma Wilhelm Schmidt übertragen. Bereits am 7. Mai wurde im großen Stil die feierliche Grundsteinlegung begangen. Unter Teilnahme der Verwaltungsspitzen, Ehrengästen und dem städtischen Orchester zogen die Vereinsmitglieder vorn Haus des Oberst Pikkard im Festzug zum Wieden. Der Vorsitzende Walter Hermens hielt die Festansprache, ging auf die Geschichte der Plettenberger Schützengesellschaft ein und sah in der Errichtung dieser Halle ein Werk, das sonst der Stadt Plettenberg zugedacht war, da die städtischen Vereine eine neue Unterkunft benötigten. Bei diesen Feierlichkeiten wurde Fritz Heßmer für seine großen Verdienste die Ehrenbürgerwürde verliehen.
In den Grundmauern im linken Flügel, neben dem Portal, wurde eine Urkunde, ein Satz Zeichnungen, ein Mitgliederverzeichnis, eine Vereinsmünze, eine Schärpe, ein Offiziershut, die gültigen Geldmünzen, eine Monographie der Stadt Plettenberg und die Ausgaben der Tageszeitungen Süderländer Tageblatt und Plettenberger Nachrichten eingemauert. Unter dem Donner der Böllerschüsse wünschte Bürgermeister Dr. Schneider dem Vorhaben: „Halle, diene deinem Verein, deiner Vaterstadt, deinem Vaterland! Sei eine Stätte deutschen Wesens, deutscher Art und deutschen Frohsinns! Bleibe dir das Schicksal der alten Halle erspart und halte stand allen Gefahren!“
Am 09. Juni wurde mit städtischen Vertretern, dem Vorstand und beteiligten Handwerkern ein zünftiges Richtfest gefeiert. Nachdem dann der letzte Handwerker seine Arbeit beendet hatte, wurde am 31. Juli der Neubau feierlich seiner Bestimmung übergeben. Unter Beteiligung der gesamten Bürgerschaft, des Vorstands der Grüner Schützen, der Ehrengäste, des Ehrenbürgers Fritz Heßmer war auch zu diesem Fest Ernst Eckes aus Amerika erschienen.
Im Anschluss an die Einweihungsfeierlichkeiten wurde das erste große Schützenfest in der neuen Halle gefeiert, bei dem das Stadtoberhaupt die Königswürde errang.
Nun hatte Plettenberg wieder eine neue Halle. 51 verschiedene Handwerksbetriebe, Firmen und Lieferanten, fast ausschließlich aus Plettenberg, waren an dem Bau beteiligt. Der Schütze Friedrich Wilhelm Schade stiftete der Gesellschaft ein Gemälde, das den Hochmeister des deutschen Ritterordens, Wolter von Plettenberg, darstellt. Pfarrer Stuhlmann und Ehrenvorsitzender Maercker schmückten das Vorstandszimmer mit zwei Bildmotiven aus. Otto Kordt aus Wipperfürth, ein Plettenberger, schenkte drei große, herrliche Kronleuchter aus Geweihen ungarischer Hirsche, angefertigt von der Firma B. Melcher in Velmede. Sie wurden in zwei Eisenbahnwaggons antransportiert.
Schützenhalle nach 1928
Am 06. August 1927 fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung eine Verlosung in der Halle statt. Der Erlös kam der Finanzierung zugute, außerdem wurden Anteilscheine von Bürgern und Schützen in Höhe von 15. 000 Mark erworben. Wie sehr die neue Halle für unsere Stadt Mittelpunkt geworden war, zeigten die vielen Veranstaltungen. Eine Feier jagte die andere. Landwehrfest, Kavalleriefest, Turnfest Jahn“, Jahresfest der ev. Frauenhilfe, Konzert des Männergesangvereins, zwei Wohltätigkeitskonzerte und eine Kundgebung des Jungdeutschen Ordens.
In der Mitgliederversammlung am 22. März 1928 bezifferte der Rendant die Einnahmen im Vorjahr auf 18.798,77 Mark, die Ausgaben auf 12.585,67 Mark. Die Gesellschaft wurde wegen ihrer Verlosung im Vorjahr zu einer Lotteriesteuer von 1.666,65 Mark veranlagt. Auf den eingelegten Einspruch erließ das Finanzamt Hagen die Forderung. Vierzehn größere Veranstaltungen, darunter Fastnachtsfeier des städtischen Orchesters, Gründungsfeiern und Stiftungsfeste hiesiger Vereine, Gesangvereine und Turnvereine, Einweihung des Feuerwehrgerätehauses und viele andere mehr. Die Vorderfront der Halle wurde verputzt, die Fenster der Halle innen und außen gestrichen, vier Kemagöfen zum Preis von 2.314,00 Mark wurden angeschafft, und die Stadt erließ die Grundsteuer in Höhe von 392,40 Mark.
Die Fertigstellung und Ausstattung der Halle wurde im Jahre 1929 fortgesetzt. Die Seitenwände wurden verputzt, die Fensterfront an der Südseite mit Vorhängen ausgestattet, Regale und Geschirr im Wert von 3800 Mark wurden angeschafft. Die Deckung der Ausgaben war nur möglich, weil ein angespartes Guthaben abgehoben werden konnte. Die Schützenhalle wurde in diesem Jahr weit weniger von anderen Vereinen angemietet, die Wirtschaftskrise zeigte Wirkung.
Weitere kleinere Anschaffungen im Jahre 1930 folgten. Auf Grund einer polizeilichen Vorschrift wurde eine Notbeleuchtung installiert. Ein 2. Herd wurde für die Küche angeschafft. Mehrere Veranstaltungen wie das 2. Gebirgsfest des SGV’s, Volkstanzkursus des Kreisjugendamtes, Werbewoche des Einzelhandelsverbandes und eine Feier „400 Jahre Reformation“ wurden durchgeführt. Der gesamte Wirtschaftsüberschuss betrug im Jahre 1931 ganze 1.456,38 Mark. Der gastronomische Betrieb in der Halle und die Betreibung der Kirmes wurden umgestellt. Ein alleinverantwortlicher Veranstalter übernahm die Geschäfte und bezahlte der Gesellschaft vom Umsatz eine Rendite, jeder Mieter musste für die Allgemeinkosten wie Beleuchtung, Heizung und Reinigung der Halle selbst aufkommen. In dem Jahr fand nur ein „Notschützenfest“ statt, Vogelschießen und Biergericht fielen aus. Im Jahre 1932 fand kein Schützenfest statt und die Benutzung der Halle war gering. Einige Konzerte, eine Ausstellung der hiesigen Segelfliegergruppe, Höhepunkt war ein Konzert unter Leitung von Musikmeister a. D. Hausen.
1933 lebte das Schützenwesen wieder auf, eingeleitet am 08. Januar durch das 15. Reiterregiment aus Paderborn. Unter Leitung des Obermusikmeisters Gerlach fand ein großes Konzert mit anschließendem Ball statt. Das Schützenfest wurde in gewohnter Weise gefeiert. Das Ehrenmitglied Fritz Heßmer verstarb in Amerika. Die Halle wurde wieder besser genutzt für Wettturnkämpfe, Maikundgebung, Sängerfeste, Verbandstagungen der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen, Landwehrfeste, Feuerwehrfeste.
Im Jahre 1934, vorausblickend auf das 100jährige Bestehen der Gesellschaft, war der Vorstand ganz besonders um die Erhaltung und Erweiterung der Schützenhalle bemüht. Ein neuer Plüschvorhang auf der Bühne für 650 RM wurde angeschafft. Ein Jahr später wurden auf dem Thron zwei Garderoben zur Benutzung bei Theateraufführungen angebaut. Die sanitären Anlagen wurden verbessert, die Halle von innen gestrichen und 1.500 Biergläser und 240 Weingläser zum bevorstehenden Jubiläum angeschafft. Nicht weniger als 25 große Veranstaltungen fanden in der Halle statt.
Das Jubiläumsfest, das 100jährige Bestehen der Plettenberger Schützengesellschaft, war das größte Ereignis im Jahre 1936 und wurde am 20., 21. und 22. Juni gefeiert. Ein großer historischer Festzug mit 16 auswärtigen Schützenvereinen marschierte durch die Straßen der Stadt. Der Schützenverein „Wilhelm Tell“ aus Oberhausen, dem 1923 während der Ruhrbesetzung durch die Franzosen die Schützenhalle zur Verfügung gestellt worden war, nahm an den Feierlichkeiten teil und überreichte eine wertvolle Ehrenurkunde. Bei herrlichem Wetter war das Schützenfest wohl das größte und schönste seit Bestehen der Gesellschaft. Die heimische Presse stellte sich in dankenswerter Weise in den Dienst der Schützensache und trug wesentlich zum Gelingen des Festes bei. Alle an diesen Tag erinnernden Schriftstücke, Zeitungsberichte, Fotos, sogar ein Film wurden gesammelt, zusammengestellt und sind teilweise heute noch gut erhalten.
Die wichtigste Anschaffung im Jahre 1937 war die Anbringung von Akustikplatten in der Halle zum Preise von 2.677,14 Mark. Vorab wurde das Dach der Halle für 954,71 Mark erneuert.
Im Jahre 1938 ließ die Stadtverwaltung eine Lautsprecheranlage in der Halle einbauen, da immer mehr Veranstaltungen durchgeführt wurden und auf eine Beschallung nicht mehr verzichtet werden konnte. Die Benutzung der Anlage für die Schützengesellschaft war kostenlos.
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die Halle als Reservelazarett eingerichtet, aber nicht mit Verwundeten belegt und am 1. November 1939 wieder freigegeben. Trotzdem, kein Verein oder Schütze hatte in dieser schweren Zeit das Verlangen, Feste zu feiern. Bedingt durch die Kriegswirren wurde von allen Veranstaltungen Abstand genommen. Lediglich der Schießbetrieb wurde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln weitergeführt.
Die Schützenhalle wurde 1943 von der Organisation Todt in Anspruch genommen und diente im letzten Kriegsjahr wieder deutschen Schwerverwundeten als Lazarett.
Bei Einnahme der Stadt durch gegnerische Verbände erlitt sie Schäden durch Flieger- und Artilleriebeschuss und wurde anschließend von den Besatzungsmächten beschlagnahmt. Einrichtungsgegenstände, Tische, Stühle, Geschirr wurden enteignet oder gestohlen.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
Die Schützengesellschaft wurde, da sie dem „nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübung“ zugerechnet wurde, verboten und das Vereinsvermögen gesperrt. Am 16. März 1949 wurde der Schützengesellschaft die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit durch die englische Militärregierung gestattet. Nach 11 Jahren – am 2. bis 4. September 1950 – konnte das Schützenfest wieder gefeiert werden, nachdem freiwillige Spender den Kauf von 500 Stühlen und 50 Tischen ermöglicht hatten.
In einer Sitzung des erweiterten Vorstandes am 28. Januar 1952 wurde ein Ausschuss gebildet, der Vorschläge für den Anbau eines Gesellschaftszimmers an der Oesterbachseite ausarbeiten sollte. Aber drei Tage später stand die Gesellschaft vor ganz anderen Problemen. Am 31. 01. 1952 zwischen 15.30 und 16.00 Uhr stürzte das Dach des Mittelschiffes unter ungeheuren Schneelasten zusammen und begrub eine Möbelausstellung der Firma Hörich aus Lüdenscheid unter sich. Zum Glück bemerkten die anwesenden Besucher das Knistern und Bersten der Dachkonstruktion und konnten sich vor dem Einsturz in Sicherheit bringen. Ein Augenzeuge, Herr von Steeg, Leiter der Ausstellung und von Beruf Zimmermann, beobachtete den Einsturz und schilderte später: „Ein Klirren, ähnlich dem Zerspringen einer Scheibe, riss einen Zuganker am ersten Binder über dem Haupteingang, und der Reihe nach sind drei weitere Zuganker bis zur Bühne über den Stützen zersprungen. Danach haben sich die Binder verwunden und die Dachfläche stürzte in sich zusammen. Die Zeit bis zum endgültigen Zusammenbruch dauerte etwa 20 Minuten.“
Experten trafen sich noch am gleichen Tag, und erste Untersuchungen wurden eingeleitet. Aus den Bauakten wurde festgestellt, dass die ausgeführte Konstruktion genehmigt und die Nagel-Brettbinder in einwandfreiem Zustand waren. An den Zugankern fiel auf, dass eine Rissstelle unmittelbar an der Aufhängöse zu finden war. Es wurde vermutet, da die Bruchstelle den Eindruck eines Gusseisenstückes machte, dass die Ösen der Zuganker beim Schmieden verbrannt und das Material dadurch spröde geworden war.
Als Hauptursache für den Einsturz wurden die widrigen Witterungsverhältnisse angesehen. Die Schneedecke betrug 20 cm auf dem Hallendach. Gegen Mittag einsetzender Regen wurde von den Schneemassen aufgenommen und vereiste. Die gemessene Tagesniederschlagsmenge betrug 23,7 mm, dies entsprach einem Drittel der monatlichen Niederschlagsmenge.
Wieder stand die Schützengesellschaft vor einer sehr schwierigen Aufgabe, da sie über keine nennenswerten Geldbeträge verfügte und alle Neuanschaffungen und Unterhaltungsmaßnahmen aus Spenden und Beiträgen der Schützen gedeckt worden waren. Die Stadtverwaltung stellte unbürokratisch sofort einen Zwischenkredit von 25.000 DM zur Verfügung. Einige Mitglieder übernahmen die Bürgschaft für ein Darlehen der Stadtsparkasse in Höhe von 12.000 DM. Die Kreisverwaltung Altena stellte einen Zuschuss von 5.000 DM zur Verfügung. Die Erben Heßmer in New York räumten einer Wiederaufbau-Hypothek über 65.000 DM den Vorrang vor ihrer erststelligen Hypothek über 75.000 Goldmark ein. Die Stadtverwaltung übernahm die Zinsenschulden für ein Darlehen in Höhe von 50.000 DM auf die Dauer von 10 Jahren, welches von zwölf Schützen zur Verfügung gestellt worden war. An Stiftungen gingen weitere 34.539,00 DM ein und 3.650,00 DM aus der von den Mitgliedern erhobenen Umlage.
Mit den Aufräumungsarbeiten wurde sofort am Tag nach dem Einsturz begonnen. Das Mitglied, Architekt Hermann Ebberg, reichte am 18. März 1952 die Neuplanung bei der Kreisverwaltung ein. Der Aufbau erfolgte nach modernsten Gesichtspunkten: Dachkonstruktion aus Stahl, Dacheindeckung aus Eternitplatten. Die abgehängte Decke erhielt Akustikplatten. Der Boden im Mittelschiff wurde betoniert und anschließend wurde Buchenparkett verlegt. Der schwere Betonsturz vor der Bühne wurde um 1,80 m gehoben. Eine Gas-Heißluft-Heizung, Ventilation, Lautsprecheranlage und Neonbeleuchtung wurden angelegt. Der Wiederaufbau wurde so vorangetrieben, dass am 07. April das Dach gerichtet wurde; am 18. Juni lag der Gebrauchsabnahmeschein der Kreisverwaltung vor. Die stark beschädigten Geweihkronleuchter wurden repariert. Obwohl wesentlich weniger Geweihe die Leuchten zierten, bildeten sie weiter ein einzigartiges Schmuckstück der Halle. Neue Thronsessel für das Königspaar und Ersatz für die beschädigten Tische und Stühle wurden angeschafft. Am 29. Mai wurde die Generalversammlung im rechten Seitenschiff abgehalten.
Nach einer Bauzeit von knapp 5 Monaten konnte die Schützenhalle am 21. Juni, dem ersten Schützenfesttag des Jahres 1952, ihrer Bestimmung übergeben werden. Die Schützenkönigin des Jahres 1951, Frau Adele Fastenrath, stiftete zum Ende ihrer Regentschaft fünf Buntglasfenster, die über dem Thron eingebaut wurden.
Die Gesamtkosten des Wiederaufbaus, Umbaus und der Renovierung betrugen 106.988,16 DM. Nach dieser „Generalüberholung“ der Halle wurde die bauliche Tätigkeit für die nächsten Jahre eingestellt, da im Augenblick kein weiterer Bedarf bestand. Doch schon im Jahre 1960/ 61 ergriff die neue Majestät Werner Winkemann die Initiative zur Erweiterung der Schützenhalle im Bühnenbereich. Inspiriert durch diese Anregung stellte die Schützengesellschaft am 14. März einen Bauantrag an die Stadt Plettenberg. Die Baugenehmigung wurde am 13. April 1969 erteilt. Zum 125jährigen Jubiläumsfest konnte der neue Raum, der direkte Verbindung zur Bühne hatte, übergeben werden. Die mitgebauten Kellerräume wurden für die spätere Heizungsanlage vorgesehen.
Eine entscheidende Baumaßnahme war 1967 die Renovierung der Hausmeisterwohnung über dem Haupteingang der Schützenhalle. Entsprechend dem Bauantrag vom 05. Januar 1967 wurden ein neues Badezimmer, eine Toilettenanlage und ein kleines Vorstandszimmer eingerichtet. Seit dem 10. Juni 1970 bewohnen die Eheleute Elfi und Franz Danielewicz die Räumlichkeiten und fungieren als Hausmeisterehepaar in hervorragender Weise.
Die nächsten Jahre – 1968 bis 1981 – standen ganz im Zeichen von Renovierungs-, Verschönerungs- und Reparaturmaßnahmen. Holzverkleidung der Bühne und Throntoiletten, Vertäfelung der Hallenaußenwände, Erneuerung und Stabilisierung des Bühnenbodens, Neugestaltung des Foyers, Neuanschaffung einer Beschallungsanlage, Umstellung der Heizungsanlage auf Gasfeuerung, Renovierung und Plattierung der Damentoiletten, Vorhang auf der Bühne, Instandsetzung der Dachhaut und Anstreicherarbeiten in der Halle. Diese Maßnahmen wurden hauptsächlich aus Spenden der jeweils regierenden Majestäten mitfinanziert und durch wochenlange Arbeitseinsätze der Thronmitglieder gestaltet. Von 1968 bis 1974 wurden die veralterten Holzstühle – bis auf einen kleinen Bestandteil – gegen formschöne Sitzschalen ausgetauscht. An dieser Aktion war die Schießkommission maßgeblich beteiligt.
Die Zeit der Erneuerungen und behördlichen Maßnahmen
Auf Grund von Beschwerden der Hallenbesucher wurde der Eingang zur Herrentoilette im Jahre 1982 umgestaltet und ein Vorraum geschaffen, der den Thekenbetrieb und Allgemeinablauf weniger beeinflusste. 1983 wurden neue Vorhänge auf der Einpore angeschafft und beide Stirnwände gestrichen. Am 13. März 1984 wurde eine Brandschau des Märkischen Kreises und der Stadt Plettenberg durchgeführt. Zwölf Beanstandungen wurden protokollarisch festgehalten und mussten kurzfristig ausgeführt werden. Nur einige Maßnahmen sollen hier angesprochen werden:
1. Anfertigung von Bestuhlungsplänen für die unterschiedliche Nutzung der Schützenhalle.
2. Kennzeichnung der Rettungswege und Notausgänge durch Piktogramme und zusätzliche Feuerlöscher.
3. Einbau von Stahltüren im Küchenbereich und Gaszählerraum.
4. Sämtliche Vorhänge an den Fensterfronten, im Mittelschiff und am Haupteingang mussten entfernt werden und aus schwerentflammbaren Stoffen hergestellt werden.
5. Feuerbeständige Ummantelung der 8 tragenden Holzstützen im Mittelschiff.
Außerdem wurden die elektrischen Anlagen einschließlich Notstromanlage vom TÜV Hagen inspiziert. Dabei wurden einige Mängel festgestellt. Die behördlichen Überwachungsmaßnahmen kosteten die Gesellschaft ca. 40.000,- DM. Nach Dringlichkeit hätte schon vor Jahren im Küchenbereich etwas unternommen werden müssen, da die vorhandene Einrichtung den Anforderungen nicht mehr gewachsen war und den Vorschriften und Richtlinien nicht mehr entsprach. Ausschlaggebend war eine Visite des Veterinäramtes Lüdenscheid. Kurz entschlossen wurde vom Vorstand der Bau einer neuen Küche einschließlich Einrichtung bewilligt. Am 10. Dezember 1984 wurde mit den Arbeiten begonnen und sie konnten am 28. 01. 1985, vier Tage vor dem Winterfest, abgeschlossen werden. Der Fußboden und die Wände wurden gefliest, und eine Großküche nach den mondernsten Gesichtpunkten wurde eingerichtet. Die Kosten betrugen 73.750,- DM. Im Oktober 1985 wurden sämtliche Fenster in der Hausmeisterwohnung und dem Vorstandszimmer zum Preis von 11.100,- DM ausgewechselt.
Die Schützenhalle im Wandel der Zeit war immer Mittelpunkt bei gesellschaftlichen Veranstaltungen in unserer Stadt. In den letzten Jahren wurden neben Schützenfesten und Winterfesten der Plettenberger Schützenvereine Veranstaltungen zur Plettenberger Woche, Ausstellungen zur Märkischen Woche, Fachausstellungen der unterschiedlichsten Berufssparten, kirchliche und städtische Veranstaltungen, Konzerte und Betriebsfeiern in der Schützenhalle abgehalten. Tanzschulveranstaltungen, Seniorennachmittage, private Feierlichkeiten und sonstige Veranstaltungen rundeten das Gesamtbild ab.
Anfang der 80er Jahre nach Standortwahl des Rathauses Im Wieden wurde städtischerseits an den Abbruch der Schützenhalle gedacht, um sie im Rathauskomplex zu integrieren. Doch 1985 nach Konkretisierung und Reitung der Planunterlagen wurde von diesem Vorhaben Abstand genommen und der Bestand der Schützenhalle nicht mehr in Frage gestellt.
Es wurde versucht, 150 Jahre Vereinsgeschichte vom Zelt bis zur jetzigen Schützenhalle aufzuzeichnen und die wesentlichsten Gegebenheiten festzuhalten. Ein guter Teil heimatlicher Geschichte, Vereinsgeschichte und unaufhaltsamer Tatendrang sind in dieser Halle verankert, motiviert durch Tradition und Gemeinsinn, und diese Eigenschaften können nur solange erhalten bleiben und den nachfolgenden Generationen übergeben werden, solange es die Plettenberger Schützengesellschaft versteht, der heutigen Jugend begreiflich zu machen, diese Werte zu erhalten, zu pflegen, zu fördern und gebührend fortzusetzen.